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Tilman Rammstedt: Wir bleiben in der Nähe.


Jaaaaa, bitte, Tilman Rammstedt!

„Wir bleiben in der Nähe“. Das ist doch, so wage ich zu hoffen, nicht nur der Titel von Tilam Ramsteins neuem Buch, sondern auch eine Absichtsbekundung des Autoren uns Lesern gegenüber! Jaaaaaa, bitte, Tilman, bleib in der Nähe und beschere uns noch viele solcher sprachspielerischen, perfekt-kapitelüberbeschrifteten, leicht- und gleichzeitig tiefgängigen Geschichten! Rammstedt lesen ist wie richtig-richtig gute Freunde wiedertreffen, mit ihnen den Dachboden voller Erinnerungen zusammen entrümpeln und dabei auf berührende Schätze stoßen ....auf Mix-Tapes kurz vorm Bandsalat, chaotisch layoutete Schülerzeitungen, oder Fotos und Cartoons, die einen schon damals in nicht mehr zu stoppende Lachanfälle katapultierten. Rammstedt lesen erinnert daran, dass es kaum etwas Intimeres gibt als gemeinsam über das selbe (!) zu albern, große Pläne zu schmieden und sich gegen en Rest der Welt zu verbünden. Rammstedt lesen geht nur mit Bleistift in der Hand, weil man so viele Passagen markieren und „Jaaaa, genau“ an den Seitenrand quetschen muss. Zum Beispiel neben rückblickend-sentimentale Zeilen wie diese:„Die Nähe, das Gefühl, bei all dem Falschmachen, es wenigstens mit den richtigen Menschen falsch zu machen...“ (S.125). Oder neben seine Überlegungen zum Aussteigertum der in den siebziger Jahren sozialisierten Berufsselbstverwirklicher: „Aber Auswandern ist eigentlich ohnehin keine Option, obwohl das natürlich der erste Gedanke ist, wenn man etwas grundlegend ändern will, wir könnten in der Provence Gemüse anbauen, wir könnten uns als Straßenmusiker in Griechenland durchschlagen ... weil große Schritte einfacher scheinen als kleine ... aber genau das macht skeptisch, genau das lässt einen vermuten, dass sich dadurch lediglich die Kulissen ändern... (S. 81) Eigentlich wollte ich aber noch den Plot wiedergeben, die Charaktere einführen, erläutern, dass das Buch die Abrechnung von Twentysomethings mit früher postulierten Lebensidealen, Träumen und some other Teen-things darstellt – ach, aber: kein Bock auf Hausaufgaben, lieber mit der Clique an den See fahren und Rammstedt lesen (er soll noch ein Buch veröffentlicht haben)....

(nic 05.06.2007/23.07.2006)